Es bleibt turbulent – und ebenso spannend: Wie die geopolitischen und wirtschaftspolitischen Herausforderungen 2025 Märkte und Anlageperspektiven beeinflussen, darüber haben wir mit Thomas Wirth, Leiter Private Banking der Region Bad Schwalbach/Rheingau, und Stefan Pihaule, Leiter Vertriebsunterstützung, gesprochen. Welche Entwicklungen werden die Finanzmärkte prägen und wie können sich Anlegerinnen und Anleger darauf einstellen?
Geopolitische und wirtschaftspolitische Herausforderungen stehen auch im Jahr 2025 ganz oben auf der Agenda. Herr Pihaule, Herr Wirth, welche Entwicklungen beeinflussen die Märkte aktuell?
Stefan Pihaule: Der geopolitische und wirtschaftliche Rahmen ist angespannt. Konflikte im Nahen Osten und die zunehmende Kluft zwischen den USA und China sorgen für Unsicherheiten. Dieses Klima zwischen den Großmächten wird die geopolitischen Spannungen weiter verschärfen, und wir Europäer geraten dabei zunehmend zwischen die Fronten. Diese Dynamik, die sich in den letzten zwei Jahren stark verändert hat, ist schwer einzuschätzen.
Thomas Wirth: Vielleicht ist manches davon bloß Säbelrasseln, doch es bleibt ein schwer bewertbarer Faktor, der auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Solche Unsicherheiten wirken sich auch auf die gesamte wirtschaftliche Situation aus.
Wie beeinflussen die aktuellen Unsicherheiten die langfristige Anlageperspektive?
Stefan Pihaule: Die Unsicherheiten erstrecken sich über viele Ebenen – geopolitisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich – und bilden ein komplexes Geflecht von Risiken. Auch systemische Risiken, wie zum Beispiel Zweifel an der Finanzierbarkeit von Staaten oder überschrittene Schuldengrenzen, sind schwer kalkulierbar und können zu volatilen Marktsituationen führen. Eine langfristige Anlagestrategie mit einer breiten Asset-Allokation bleibt entscheidend, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
Wie können sich Anlegerinnen und Anleger in unsicheren Zeiten absichern und mit der Angst vor Marktveränderungen umgehen?
Thomas Wirth: Angst ist meist kein verlässlicher Ratgeber bei Investitionen. Die Finanzmarktkrise 2008, die Nullzinsphase ab 2015, die wirtschaftlichen Unsicherheiten rund um den Brexit 2016 sowie die starken Marktbewegungen während der Corona-Pandemie oder auch der Angriffskrieg auf die Ukraine im Februar 2022 haben gezeigt, dass solche Phasen Mut zum Durchhalten und den Blick für einen langfristigen Anlagehorizont erfordern und keine Angstverkäufe. Rückblickend haben sich die Märkte nach den Krisen erholt, auch wenn dies nicht immer vorhersehbar war. Wichtig ist, die Zusammensetzung eines Portfolios regelmäßig zu überprüfen. Auch Kursgewinne können Anlass sein, die Gewichtung einzelner Anlageklassen neu zu justieren.
Die Aktienmärkte haben trotz der geopolitischen Turbulenzen zuletzt Rekordniveaus erreicht. Ist da noch Luft nach oben für das Jahr 2025?
Stefan Pihaule: Im vergangenen Jahr trieben die Tech-Werte, beflügelt von der Fantasie über das Potenzial der künstlichen Intelligenz, die Märkte stärker nach oben, als viele erwartet hatten – trotz fehlender Unternehmensgewinnsteigerungen. So erscheint die Luft nach oben möglicherweise begrenzt: Nach zwei zurückliegenden eindrucksvollen Aktienjahren des DAX dürfte es schwerfallen, daran anzuknüpfen. Eine gesunde Konsolidierung wäre keine Überraschung. Aktien sind für die Allokation weiterhin attraktiv, jedoch dosiert, da Kursschwankungen möglich sind.
Wie beeinflussen Zinssenkungen der EZB die Konjunktur?
Thomas Wirth: Die zuletzt wieder gestiegene Inflation – im Dezember 2024 lag sie hierzulande bei 2,6 Prozent und im Januar 2025 bei 2,3 Prozent* – hat ursprüngliche Prognosen ins Wanken gebracht. Es ist unklar, ob eine Senkung kurzfristig erfolgt, da die EZB dafür eine stabile oder rückläufige Inflation benötigt, doch im Jahresverlauf werden weitere Schritte in Richtung einer Lockerung erwartet.
Stefan Pihaule: Es bleibt abzuwarten, wie sich diese geldpolitischen Schritte auf die Konjunktur auswirken, insbesondere angesichts der unterschiedlichen Ausgangslagen in Europa und den USA.
Mit der Wiederwahl von Donald Trump bekommt das Thema Protektionismus wieder eine neue Dynamik. Was heißt das für die Finanzmärkte?
Stefan Pihaule: Die Diskussion um mögliche Strafzölle der USA sorgt für Unsicherheit in Europa, da sie in bestimmten Branchen als wirtschaftliche Belastung wirken könnten. Strafzölle werden gezielt eingesetzt, um Druck auszuüben, und könnten die ohnehin geschwächte Konjunktur zusätzlich bremsen. Besonders betroffen wären exportorientierte Industrien. Diese Unsicherheiten haben in Europa zu erhöhter Sensibilität geführt, da die wirtschaftlichen Risiken auch kurzfristige Anpassungen der Geldpolitik erforderlich machen könnten.
2024 war auch ein starkes Jahr für Gold. Bleibt das 2025 so?
Stefan Pihaule: Gold hat sich als sicherer Hafen bewährt, insbesondere in Zeiten geopolitischer Unsicherheit. Zentralbanken, vor allem in Schwellenländern, haben ihre Bestände aufgestockt. Für 2025 wird eher eine Seitwärtsbewegung erwartet – abhängig davon, wie sich die globalen Spannungen auf die Weltwirtschaft auswirken. Trotzdem kann Gold eine zusätzliche Absicherung in einem diversifizierten Depot sein. Möglich Risiken, wie Preisschwankungen, sollten im Blick behalten werden.
Wie schätzen Sie Entwicklungen im Rohstoffsegment ein?
Thomas Wirth: Rohstoffe entwickeln sich meist gut, wenn sie entweder knapp sind oder eine hohe Nachfrage besteht. Aktuell ist jedoch weder ein deutliches Wachstum der Weltwirtschaft noch eine erhöhte Nachfrage erkennbar, insbesondere bei klassischen Industriemetallen wie Stahl und Eisen. Das Wirtschaftswachstum in China, Europa und den USA bleibt schwach, wodurch sich die Rohstoffmärkte insgesamt verhalten zeigen.
Stefan Pihaule: Einzelne Spezialrohstoffe wie Lithium, das für die Chipindustrie benötigt wird, und seltene Erden, die hauptsächlich in China vorkommen, stehen stärker im Fokus. Solche Rohstoffe weisen aufgrund ihrer begrenzten Verfügbarkeit und geopolitischen Bedeutung Preisbewegungen auf. Insgesamt ist jedoch keine starke Dynamik auf den Rohstoffmärkten zu erwarten.
Werfen wir einen Blick auf Anleihen ...
Stefan Pihaule: Der Anleihenmarkt war 2024 von einer inversen Zinskurve geprägt, was kurzfristige Laufzeiten besonders attraktiv machte. Insgesamt deutet vieles auf eine Rückkehr zu einer klassischen Zinsstruktur hin, in der längere Laufzeiten wieder attraktivere Zinsen gegenüber kürzeren Laufzeiten bieten.
Thomas Wirth: Die Renditen bei 10-jährigen Anleihen liegen bei ca. 2,3, bis 2,4 Prozent p. a. . Unternehmensanleihen – gerade im High-Yield-Bereich – können durch die höheren Risikoaufschläge eine interessante Beimischung sein. Prinzipiell sollten bei Anleihen-Investments Risiken, wie beispielsweise das Emittenten- oder Ausfallrisiko, im Blick behalten werden.
„Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI) sind zentrale Trends, die weiterhin im Fokus stehen.“
| Thomas Wirth |
Welche Trends sehen Sie derzeit als prägend für Markt und Gesellschaft?
Stefan Pihaule: Ein weiterer wichtiger Anlagetrend ist das „Lifestyle-Segment“, stark geprägt durch die Generation Z. Er umfasst digitale Medien, Gesundheit, Wellness und Connectivity. Auch klassische Lifestyle-Bereiche wie Mode, Kosmetik und E-Commerce reagieren auf die veränderten Bedürfnisse und Konsumgewohnheiten dieser Generation und spiegeln neue Werte und Lebensstile wider.
Abschließend: Wie kann eine optimale Portfolio-Lösung aussehen?
Thomas Wirth: Ein optimales Portfolio basiert immer auf einer breiten Diversifikation verschiedener Anlageklassen. Angesichts der aktuellen Inflationsrate von 2,3 Prozent besteht das Risiko einer langfristigen Kaufkraftminderung. Aktien oder gemanagte Fonds können hier eine wichtige Rolle spielen, da sie das Potenzial bieten, reale Renditen zu erzielen und so zum Werterhalt beizutragen. Allerdings sind sie mit Risiken wie Kursschwankungen verbunden.
Stefan Pihaule: Interessanter werden wieder offene Immobilienfonds. Der Wohnimmobilienmarkt, der sich gerade wieder stabilisiert, kann von Aufholpotenzialen profitieren während das Gewerbesegment noch zeitlich nachläuft. Diese Anlageklasse bietet nicht nur Diversifikationsmöglichkeiten, sondern auch steuerliche Vorteile: Fonds mit Teilfreistellung ermöglichen es, nur einen Bruchteil der Erträge steuerlich zu deklarieren. Etwaige Halte- bzw. Kündigungsfristen oder mögliche Wertverluste beispielsweise durch Änderungen der Immobilienpreise gilt es im Blick zu behalten. Daher sollte jede Anlageklasse individuell betrachtet werden und sowohl Chancen als auch Risiken sind sorgfältig abzuwägen, um die persönlichen Ziele der Anlegerinnen und Anleger zu berücksichtigen.
Thomas Wirth: Welche Anlagestrategie für Sie als Leserin oder Leser optimal ist, erarbeitet Ihre Private Banking-Beraterin oder Ihr Private Banking-Berater gemeinsam mit Ihnen – gern in einem persönlichen Gespräch.
Disclaimer:
Die vorstehenden Angaben und Darstellungen stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Die Informationen sind weder ein Angebot noch eine direkte oder indirekte Empfehlung für den Erwerb oder die Veräußerung von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten und ersetzen nicht eine individuelle anleger- und anlagegerechte Beratung. Sie dienen ausschließlich Ihrer Information. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Bei Bedarf setzen Sie sich deshalb bitte mit Ihrer zuständigen Beraterin oder Ihrem Berater in Verbindung. Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Marketingmitteilung i. S. d. WpHG. Die hier enthaltenen Aussagen geben unsere aktuelle Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung wieder. Diese kann sich jederzeit ohne Ankündigung ändern
*Quelle: destatis.de, Abruf 13.02.2025
Foto: istockphoto/MicroStockHub
18.02.2025
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