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Anleihen-Investments im Fokus: Warum sie (wieder) in ein ausgewogenes Portfolio gehören sollten.

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Das vergangene Jahr 2022 war eine besondere Herausforderung für Anlegerinnen und Anleger: Aktien und Renten verloren gleichermaßen; gleichzeitig fand der negative Korrelationseffekt quasi nicht statt. Ist damit etwa der Zeitpunkt gekommen, um alles auf ein Pferd zu setzen? Keinesfalls! Sofern die berühmte Glaskugel keine Antwort darauf hat, wie sich die Wirtschaft im Allgemeinen und die Kapitalmärkte, Krisen und Zinsen im Speziellen konkret entwickeln werden, bleibt Diversifikation eine gute Strategie, das Gesamtrisiko eines Vermögensportfolios zu minimieren. Warum Anleihen als Beimischung geeignet sein können, erklären wir in diesem Dossier.

Prinzip und Definition von Anleihen

Anleihen sind Finanzinstrumente, die es Herausgebern (Emittenten), zum Beispiel Unternehmen, Regierungen oder Organisationen, ermöglichen, Kapital aufzunehmen. Grundsätzlich handelt es sich bei Anleihen um Schuldscheine, die von Investorinnen und Investoren erworben werden können, um dem Emittenten ihr Geld zu leihen. Im Gegenzug erhalten die Anlegenden Zinsen auf ihr Investment und am Ende der Laufzeit das investierte Kapital zurück. „Jedoch gibt es verschiedene Arten und Ausgestaltungen der sogenannten Rentenpapiere. Es kommt beispielsweise darauf an, zu welchem Nennwert welcher Emittent mit welchem Kupon und mit welchen Laufzeiten bzw. Durationen und in welcher Währung das Papier begeben wird – auch, ob es eine Kündigungsmöglichkeit seitens des Emittenten gibt oder eben nicht“, erklärt Klaus Kalteier, Leiter Private Banking Region Limburg. Anleihen sind darüber hinaus auch an der Börse handelbar. Zu beachten ist hier, dass der Kauf- und Verkaufskurs Einfluss auf die Rendite-Berechnung hat.

Zinsen, Kurse, Kapitalmarkt – Einflussfaktoren von Anleihen

Auch der Marktzins hat Auswirkungen auf die Kupons und Kurse von Anleihen. Wenn die Kapitalmarktzinsen steigen, tendieren bestehende Anleihen dazu, an Wert zu verlieren in Form von sinkenden Kursen. Die Konditionen von neu herausgegebenen Anleihen passen sich hingegen dem höheren Marktzinsniveau eher an. Halten Anlegerinnen und Anleger Anleihen bis zur Fälligkeit, werden normalerweise jedes Jahr die vereinbarten Zinsen gutgeschrieben und am Ende der Laufzeit schließlich der Nennwert zurückgezahlt. Eine gründliche Analyse des Emittenten ist jedoch unerlässlich, da im Falle einer Insolvenz des Emittenten sowohl das Kapital als auch die Zinszahlungen gefährdet sein können. Ratings können hierbei eine hilfreiche Orientierung sei. Je höher die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Emittenten, also je schlechter die Bonität, desto höher ist der Rendite-Spread im Gegensatz zu einer risikoärmeren Benchmark-Anleihe, zum Beispiel zu einer Bundesanleihe. Ein solcher Risikoaufschlag soll die Investitionsbereitschaft bei potentiellen Anlegerinnen und Anlegern fördern. Wohl wissentlich, dass dementsprechende Ausfallrisiken damit einhergehen können.

Korrelation Aktien und Anleihen

Gemäß der klassischen Kapitalmarktlehre besteht eine negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen – die Kurse beider bewegen sich also oftmals in entgegengesetzte Richtungen: Steigen die Renditen von Anleihen, was normalerweise durch fallende Anleihekurse verursacht wird, sinken die Aktienkurse. Dieser Zusammenhang ist für eine Risikostreuung im Portfolio durchaus vorteilhaft. Realwirtschaftlich betrachtet geht man davon aus, dass sinkende Zinsen das Investitionsumfeld für Unternehmen attraktiver machen und die Finanzierungsbelastungen sinken. Dadurch steigen die Unternehmensgewinne, was wiederum die Aktienkurse nach oben treibt. Anlegende erkennen bessere Chancen für Gewinne an der Börse und wechseln, zumindest teilweise, von Anleihen zu Sachwert-Investitionen. Bei steigenden Zinsen gilt das exakte Gegenteil.

Nachdem wir 2022 hoch korreliert in eine negative Situation gefahren sind, bleibt es spannend, wie sich der Korrelationseffekt weiterentwickeln wird. Es ist durchaus möglich, dass sich Anleihen und Aktien wieder unkorrelierter verhalten werden. Zumindest ist die Wahrscheinlichkeit dafür mit höheren Zinsen gestiegen.


Da es unterschiedliche Kategorien und Anlagemöglichkeiten von Anleihen gibt, stellen wir hier auszugweise drei davon vor:

Festzins-Anleihe

Eine Festzins-Anleihe ist eine Inhaberschuldverschreibung, welche regelmäßige Zinszahlungen sowie die Rückzahlung des Nennbetrags am Ende der Laufzeit bietet.  Anlegende erhalten bei dieser Anleihen-Art von Anfang an eine klare Vorstellung ihres Zinsertrags über die gesamte Anlagedauer. Die Höhe der Zinszahlungen wird maßgeblich von der Bonität des Emittenten sowie der Laufzeit der Anleihe bestimmt. Es ist daher wichtig, nicht nur die Zinshöhe und das aktuelle Marktumfeld zu berücksichtigen, sondern auch die Bonität des Emittenten sorgfältig zu prüfen, um ein mögliches Ausfallrisiko oder gefährdete Zinszahlungen zu vermeiden.

Geldmarkt-Anleihe

Eine Geldmarkt-Anleihe stellt ebenso eine Inhaberschuldverschreibung dar, welche den Anlegenden regelmäßige variabel angepasste Zinszahlungen sowie die Rückzahlung zum Nennwert am Rückzahlungstermin bietet. Diese Anleihen sind von kurzfristigen Laufzeiten geprägt.

Die Höhe der Zinszahlung hängt von der Entwicklung des Referenzsatzes ab (beispielsweise 3-, 6- oder 12-Monats-Euribor). Oftmals sind diese Anleihen auch mit einem maximalen Höchstzinssatz sowie einem Mindestzinssatz ausgestattet. Im Vergleich zu festverzinslichen Anleihen birgt die variable Zinskomponente jedoch das Risiko, eine geringere Rendite zu erzielen. Anlegende profitieren nur bis zu einem bestimmten Punkt von einer positiven Entwicklung des Referenzsatzes, danach bleibt der Zins unverändert. Wenn der Referenzsatz sinkt, kann die Zinszahlung bis zu einem bestimmten Punkt auch sinken. Auch hier lohnt aufgrund des Bonitätsrisikos ein Blick auf den Emittenten. 

Anleihefonds (auch Rentenfonds)

Anleihefonds sind Wertpapierfonds, die ihr Kapital in eine Vielzahl von verschiedenen Anleihen investieren können. Im Vordergrund steht hier meist eine möglichst breite Diversifikation. Gemanagte Rentenfonds ermöglichen es, im Gegensatz zu einem Einzelinvestment, eine breitere Produktpalette von Anlageoptionen mit einem Einmalbetrag abzudecken. Anlegende können sich entweder regelmäßig mit einem Sparplan oder einmalig mit einer Anlagesumme an einem Fonds beteiligen. Aktuell können Anlegende vom sogenannten Pull-to-Par-Effekt innerhalb des Portfolios profitieren; dieser besagt, dass Anleihen, deren Kurse während der Laufzeit schwanken können, sich mit abnehmender Laufzeit schrittweise ihrem Nominalwert annähern. Wenn ein Anleihefonds in Fremdwährungen investiert bestehen Wechselkurs- und Währungsrisiken.


Fazit:
Anleihe-Investments können zur Diversifikation eines Portfolios beitragen und regelmäßige Erträge generieren. Dennoch sollte man im Anleihen-Segment nicht alles auf eine Karte setzen, da auch gewissen Risiken, wie Kapitalverluste oder geringere Renditechancen betrachtet werden sollten. So empfiehlt es sich, auch innerhalb dieser Anlageklasse zu diversifizieren. Ein Mix verschiedener Anleihe-Arten, Währungen, Laufzeiten, Emittenten und somit auch Bonitäten können die Risiken gegenüber einem Einzel-Investment breiter streuen.

Die Erzielung realer Renditen – gerade im Hinblick auf die weitere Zins- und Inflationsentwicklung – gilt es weiter zu beobachten.

Als Anlegerin oder Anleger sollten Sie besonders auf Emittenten mit guter Bonität achten, da diese in der Regel über eine solide Marktstellung und eine gute Widerstandsfähigkeit in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen, respektive einer Rezession, verfügen. Dies erhöht die Solvenz und damit die Kapitalrückzahlungswahrscheinlichkeit. Darüber hinaus gibt es bei der Vielzahl der Angebote weitere Aspekte zu beachten. Deshalb: Sprechen Sie jederzeit Ihre Private Banking-Beraterin oder Ihren Private Banking-Berater an, um gemeinsam eine fundierte und Ihren individuellen Wünschen und Zielen entsprechende Anlagestrategie zu erarbeiten.

Disclaimer:
Die vorstehenden Angaben und die Darstellungen stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Die Informationen sind weder ein Angebot noch eine direkte oder indirekte Empfehlung für den Erwerb oder die Veräußerung von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten und ersetzen nicht eine individuelle anleger- und anlagegerechte Beratung. Sie dienen ausschließlich Ihrer Information. Bei Bedarf setzen Sie sich deshalb bitte mit Ihrer zuständigen Beraterin oder Ihrem Berater in Verbindung. Die hier enthaltenen Aussagen geben unsere aktuelle Einschätzung zum Zeitpunkt der Erstellung wieder. Diese kann sich jederzeit ohne Ankündigung ändern.

Foto: Andrii Yalanskyi/adobestock.com

21.04.2023

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