Der Wunsch, Vermögen nachhaltig anzulegen, ist bei Anlegern in den vergangen Jahren stark gewachsen. Was macht die grünen oder sozialen Investments besonders interessant und worauf sollte man bei der Geldanlage achten?
Nachhaltig investieren – ein ideelles Bedürfnis?
Bevölkerungswachstum, Globalisierung, Klimaveränderung, Umweltbelastung und limitierte Ressourcen sind Themen, die unsere Gesellschaft und Wirtschaft weltweit vor erhebliche Herausforderungen stellen. Auf der einen Seite ist es unabwendbar, die Energie- und Ressourceneffizienz zu verbessern, um die Tragfähigkeit unseres Planeten und damit auch die Zukunft der kommenden Generationen nicht zu gefährden. Auf der anderen Seite stehen der Freihandel und die Globalisierung der Wirtschaft verbunden mit besseren Lebensbedingungen wie globale Gerechtigkeit, Einhaltung der Menschenrechte und faire Arbeitsbedingungen.
Für Investoren und Anleger ergeben sich daraus zunehmend ideelle Bedürfnisse, in nachhaltige Vermögensanlagen zu investieren. Entscheidend sind vor allem ökologische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeitskriterien. Unternehmen mit einer nachhaltigen Geschäftsausrichtung können sich beispielsweise verpflichtet haben, faire Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeiter umzusetzen, umweltfreundliche Technologien einzusetzen oder sich aktiv am Umweltschutz zu beteiligen.
Nachhaltiges Investieren ist heute keine Ausnahmeerscheinung mehr, sondern für viele Anleger Richtschnur bei der Entscheidung, ihr Vermögen sinnvoll anzulegen. Man könnte durchaus von einer doppelten Rendite sprechen: ein grünes oder soziales Investment mit gutem Gewissen plus die Möglichkeit der Partizipation an einem attraktivem Zukunftsmarkt.
Von der Forstwirtschaft zur Weltwirtschaft
Seit Jahrhunderten steht Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft für den umweltschonenden und vorausschauenden Umgang mit natürlichen Ressourcen – das Prinzip: „Fälle nicht mehr Holz als nachwachsen kann“. Die heutige ökologische Definition von Nachhaltigkeit prägte die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung. Sie formulierte Ende der 1980er-Jahre erstmals das Konzept einer nachhaltigen Entwicklung: Nachhaltig ist demnach eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen“. Auf dieser Basis hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte ein weltweites Umdenken entwickelt. Vom Verbraucher im Privaten hin zu Konzernen, die eine Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt haben – Nachhaltigkeit ist mehr als ein Statement, es bedeutet aktives Handeln.
Mit Investments Verantwortung übernehmen
Auch der Wunsch, sich mit nachhaltigen Investments, wie z. B. Nachhaltigkeitsfonds, an der Lösung der sozialen und ökologischen Probleme zu beteiligen, ist bei Anlegern in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Das Spektrum für monetäre Beteiligungen in diesem Segment ist vielfältig. Laut FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen) legten diese im Jahresvergleich 2016 und 2017 um 15 Prozent auf knapp 157 Milliarden Euro zu. „Bei der Entscheidungsfindung für nachhaltige Vermögensanlagen können neben Aspekten wie beispielsweise Rendite, Risiko, Sicherheit oder Verfügbarkeit auch soziale und ökologische Überlegungen hinzukommen. Der Nachhaltigkeitsansatz kann dabei zwei Grundgedanken beinhalten. Erstens: Unternehmen ausschließen, die mit ihren Tätigkeiten grundsätzlich einem nachhaltigen und verantwortungsvollen Handeln entgegenstehen. Zweitens: Unternehmen fördern, die bei ihren Tätigkeiten nachhaltig wirtschaften“, erklärt Martin Stolper, Leiter Private Banking der Region Idstein/Taunusstein. Ausschlusskriterien (Negativliste) können zum Beispiel die Beteiligung an der Herstellung von Rüstung und Waffen, Atomenergie, genverändertem Saatgut sowie Korruption, wirtschaftliche Ausbeutung von Kindern oder Verstöße gegen Menschenrechte sein. Geht es um die Prüfkriterien bei nachhaltig agierenden Unternehmen, stehen Soziales und Unternehmensführung wie der Umgang mit Menschenrechten, Arbeits- und Sozialstandards oder Sicherheit auf der Positivliste. Ebenso kann das Thema Umwelt in den Bereichen Umweltmanagement, Transparenz und Berichterstattung, Beiträge zum Klima- und Tierschutz berücksichtigt werden. Nach den ESG*-Kriterien werden diese als Best-In-Class-Ansatz bezeichnet.
Wer sind die Anleger?
Gehören Sie zu den Anlegern für Social oder Green Investments? Diese Kriterien könnten eine Antwort geben:
Die persönlichen Kriterien können different sein. Die Vielfalt der Investitionsmöglichkeiten in nachhaltige Vermögensanlagen kann offenkundig komplex sein. Darüber hinaus gilt es, auch eventuelle Risiken wie Marktschwankungen oder anlagespezifische Risiken zu berücksichtigen. Um den Überblick zu wahren und eine passende Investment-Strategie zu entwickeln, können Anleger ihre Wünsche und Ideen mit ihrem persönlichen Private Banking-Berater besprechen.
* Environmental, social and governance
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